Batavia – buntes Treiben in der Ostindien-Kompanie

Wir begeben uns ins 18 Jahrhundert und bereisen als freier Kaufmann die niederländische Ostindien-Kompanie. Die Kolonialmächte Schweden, Dänemark, Frankreich, England und die Niederlande haben hier Handelsposten angelegt, in denen Waren wie Tee, Baumwolle, Porzellan, Seide, Muskatnuss, Ingwer und Pfeffer umgeschlagen werden. Unser Ziel ist es, durch Mehrheiten und gezieltes Sammeln die meisten Goldstücke zu erwirtschaften und dadurch als glanzvollster Kaufmann der Epoche bekannt zu werden.

Das Spielmaterial. Bevor ich zum Spiel selbst komme, muss ich unbedingt das Spielmaterial in den höchsten Tönen loben. Alles in Batavia ist von Michael Menzel wunderschön in freundlichen, hellen Farben illustriert, ohne dabei zu bunt zu wirken. Der große Spielplan ist ein echter Hingucker, opulent, zweckmäßig und übersichtlich. Die Spielkarten zeigen verschiedene Schiffe der einzelnen Kolonialmächte und sind sehr stabil. Die Plättchen der Handelsposten sind ebenfalls individuell illustriert und aus solidem Karton. Der Kaufmann und alle weiteren Marker sind aus Holz und schön groß und wertig hergestellt. Zudem gibt es Wechsel, eine Art früher Papierwährung, die hier als kleine Scheine vorliegen.

Auch die Schachtel des Spiels ist sehr schön gestaltet. Damit zeigt sich Batavia von seiner besten Seite und kann getrost als eines der schöneren, wenn nicht gar schönsten Spiele genannt werden. All dies ist so wunderbar und einladend, dass ihr Euch die folgenden Schilderungen vor dem geistigen Auge in den schillerndsten Farben ausmalen solltet.

Der Spielablauf. Jede Spielerin schlüpft in die Rolle eines Kaufmannes. Historisch bedingt handelt es sich hierbei – sofern nicht verkleidet – vermutlich um einen Mann. Zu Beginn jeder Runde werden Schiffskarten versteigert, die der Höchstbietende zu seinen Handkarten bekommt. Die Bezahlung dafür erfolgt spannenderweise nicht in die Bank sondern zu gleichen Teilen an die Mitspieler. Es ist also stets die gleiche Menge Wechsel (Geld) im Umlauf. Nacheinander spielen die Spieler nun so viele Schiffskarten aus, wie sie möchten oder können und bilden dabei Mehrheiten der Flotten einzelner Kolonialmächte. Im Anschluss darf jeder Kaufmann einen Handelsposten einer der Kolonialmächte besuchen, von denen er aktuell eine Mehrheit ausliegen hat.

Der Kaufmann stellt daraufhin eine seiner Holztruhen auf die Ware, welche das soeben betretene Plättchen des Handelspostens zeigt. Sieben davon sind auf dem Spielplan abgedruckt und es gilt, dort bei Spielende Mehrheiten zu erlangen, um die meisten Goldstücke (Siegpunkte) abzustauben. Anschließend nimmt der Kaufmann das Plättchen der betretenen Handelstation und legt es in seinen Vorrat. Zu gegebener Zeit können einzelne oder mehrere davon als Set gegen Goldstücke getauscht werden.

Das Spiel endet, sobald der erste Kaufmann bis zur letzten Handelsstation gereist ist, dann wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Es gewinnt der Kaufmann mit den meisten Goldstücken.

Die Spannung. Der oben beschriebene Ablauf ist natürlich nicht alles. Unterhaltsam wird das Spiel durch ständig wechselnde Mehrheiten, die sich aus den Kartenauslagen der Spieler ergeben. Und mit diesen Mehrheiten verändern sich auch die Möglichkeiten, wohin die Kaufleute überhaupt reisen können. Auf diese Weise entsteht ein Rennen zu den begehrten Waren und gleichzeitig auch ein Rennen um die Ankunft in der letzten Handelstation. Doch Vorsicht! Da ab einer bestimmten Menge ausliegender Karten ein Piratenüberfall stattfindet, ist keine Mehrheit auf Dauer gesichert. Vielmehr ändern sich die Verhältnisse ständig und müssen laufend von den Spielern zum eigenen Vorteil korrigiert werden.

Fazit. Auktionen, Mehrheiten, Set-Collection, Piratenüberfälle – das Spiel bietet verschiedene Elemente, die es über die gesamte Spieldauer spannend halten, ohne dass es dadurch unplanbar würde. Fast alle relevanten Informationen sind stets offen und lassen so taktische Überlegungen zu. Der Schwierigkeitsgrad bleibt dabei familienfreundlich, die Altersangabe von 10+ Jahren und die Spieldauer von rund einer Stunde halte ich für angemessen. Auffällig ist nur mal wieder, dass der Karton viel Luft enthält und doppelt so hoch wie nötig ist. Mein Spieleregal hätte sich über etwas kompaktere Maße gefreut.

Total subjektives Kurzurteil

Fantastische Präsentation, einfaches aber unterhaltsames Spielprinzip, perfekte Länge und Schwierigkeitsgrad. Ein Spiel das bleibt!
— Daniel

Spielprinzip
Spielmaterial
Grafik & Illustration

Batavia

Jahr: 2008
Spieler: 3-5
Dauer: 45-60 Minuten
Altersangabe: 10+
Autoren: Dan Glimne, Grzegorz Rejchtman
Verlag: Queen Games